Er ist sieht einfach majestätisch aus, dieser Kaiser Wilhelm auf meinem Landgut. Für mich ist dieser uralte Baum der Inbegriff eines Apfelbaumes. Inzwischen ist er über 70 Jahre alt. Mein Großvater hat ihn mit meiner Tante gepflanzt, als diese noch ein Kind war. Seine Lebenszeit neigt sich zwar langsam dem Ende zu, aber immer noch trägt dieser Baum aller zwei Jahre reichlich Früchte. In manchen Jahren hingen mehr als 1000 kg Äpfel an dem einen Baum. Irgendwann begann ich, die Kaiser Wilhelm Äpfel separat zu ernten und sortenrein zu Apfelsaft pressen zu lassen. Seit dem ersten Schluck dieses Saftes stand mein Entschluss fest: dieser Sorte muss als Apfelsaftsorte ein ganz besonders großer Platz auf meinen Streuobstwiesen eingeräumt werden. Im Jahr 2012 ließ ich deshalb 20 Hochstammbäume des Kaiser Wilhelm Apfels pflanzen.
Der Apfel schmeckt natürlich auch frisch sehr gut. Sein Fleisch ist ausgeprägt süß-säuerlich und mürbe. Dadurch eignet er sich auch perfekt für Apfelkuchen und Apfeltorten. Leider ist seine Haltbarkeit nicht besonders hoch. Am besten isst oder verarbeitet man ihn frisch.
Angeblich verdankt der Apfel seine Entdeckung einem Vikar. Pfarrer und Äpfel gehörten früher eng zusammen. Seit dem Zeitalter der Aufklärung machten es sich manche Pfarrer auch ganz praktisch zur Aufgabe, schöpferisch mit der Schöpfung umzugehen. Ausgedehnte Pfarrlehen und Pfarrgärten und weniger Gemeindeglieder pro Pfarrstelle als heute ließen ihnen dem Platz und die Zeit dazu. Für sie war natürlich klar, „…Wachstum und Gedeihen liegt in des Herren Hand“. Aber „Wir pflügen und wir streuen“ des bekannten Paul Gerhardt – Liedes setzten viele Pfarrer auch selbst in die Tat um. Und so interessierten sie sich u.a. für die Samen von Apfelbäumen. Geschult am wissenschaftlichen Arbeiten lasen sie gute Sorten, vor allem sogenannte Zufallssämlinge, aus und veredelten sie, um die Eigenschaften zu erhalten.
Meine Liebe zum Kaiser Wilhelm Apfel teile ich mit einem Großen in der Bio-Fruchtsaftbranche, mit Peter van Nahmen aus Hamminkeln. Dieser hatte vor einigen Jahren eine riesige Streuobstwiese voller alter Kaiser Wilhelm Bäume in der Nähe von Dresden entdeckt und sich extra aus dem Rheinland aufgemacht, um diese zu beernten. Unter dem Motto „Wir wollen unseren Kaiser Wilhelm wiederhaben“ akquirierte er spontane Erntehelfer aus ganz Deutschland und erntete mit ihnen die große Streuobstwiese ab.
Meine 20 Bäume stehen jetzt 8 Jahre auf meiner Streuobstwiese und beginnen langsam, Früchte zu tragen. Auf alle Fälle ist der Standort dieser Bäume sehr gut. Es war die beste Wiese meines Großvaters, auf dem sie stehen. Zeitweise wurden dort sogar Feldfrüchte angebaut. Entsprechend ansehnlich sehen die Bäume schon aus. Ich möchte aus den Früchten sortenreinen Apfelsaft keltern und ihn neben meinen Flaggschiffen „Gravensteiner“ und „Lausitzer Nelkenapfel“ einmal in größeren Mengen in Flaschen abgefüllt verkaufen.
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